ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in der EKD, Statement Dekan Tsalos

Sexualisierte Gewalt und andere Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche
Erklärung des Evangelischen Kirchenbezirks Kirchheim unter Teck

 

Am 25.1.24 hat der unabhängige Forschungsverbund „ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“ die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit vorgestellt. Auch die Evangelische Landeskirche in Württemberg und das Diakonische Werk Württemberg waren Teil dieser Untersuchung.
 
Als Kirchenbezirk Kirchheim unter Teck sind wir erschüttert und beschämt über das, was in der Studie zutage getreten ist. Wir schließen uns der Stellungnahme von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl vom 25.1.24 an:
„Die ForuM-Studie bildet nicht den Abschluss, sondern einen wichtigen Meilenstein bei der Aufarbeitung, bei der Intervention und bei der Prävention von sexualisierter Gewalt in der Landeskirche. Wir, und damit meine ich alle, die in der Landeskirche haupt- und ehrenamtlich mitarbeiten, haben in unseren jeweiligen Positionen und Arbeitsbereichen die Aufgabe, dazu beizutragen, dass Kirche mit ihrer Diakonie ein Schutzort ist. Dazu gehört auch, dass wir klare Leitlinien haben, wie wir mit Hinweisen oder Vermutungen von sexualisierter Gewalt umgehen.  Ich bitte alle unsere Kirchenmitglieder sowie sämtliche haupt-, neben- und ehrenamtlich Mitarbeitenden: Tragen Sie Ihren Teil dazu bei, dass bei sexualisierter Gewalt nicht weggesehen wird oder Meldungen überhört werden. Der Schutz derer, die uns in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und in der Pflege anvertraut sind, steht an oberster Stelle. Wer das Evangelium für seine ‚Täterstrategie‘ missbraucht, der zerstört Vertrauen“.

 

Viele fragen sich, was der Kirchenbezirk Kirchheim unter Teck, die einzelnen Gemeinden und die Werke und Arbeitsbereiche des Kirchenbezirks hier unternehmen.
2021 hat die Landessynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ein Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt verabschiedet. Zur Umsetzung erstellt eine Arbeitsgruppe im Kirchenbezirk Kirchheim unter Teck ein Rahmenschutzkonzept. Die gemeinsamen Leitlinien sollen verbindliche Inhalte für unsere Kirchengemeinden, Werke und Arbeitsbereiche vorgeben. Zum schon bestehenden Standard für die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Arbeitsfeldern gehört es, dass in regelmäßigen Abständen polizeiliche Führungszeugnisse vorgelegt werden müssen. Für die Pfarrerinnen und Pfarrern ebenso wie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden Selbstverpflichtungen zum Umgang mit Verletzungen gegen die sexuelle Selbstbestimmung verbindlich eingeführt. In den Kindertagesstätten des Kirchenbezirks gibt es Schutzkonzepte, regelmäßig finden Schulungen statt.
Hohe Standards zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen sind auch im Evangelischen Jugendwerk etabliert. Wichtig bei der Erstellung von Schutzkonzepten ist nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Weg dorthin, der der Bewusstmachung dient: Wir schauen nicht weg! Neben der Prävention stehen für uns auch die Interessen und Bedürfnisse betroffener Personen im Fokus. Wir hören sie und unterstützen sie individuell. Unsere Landeskirche hat dazu qualifizierte Anlaufstellen eingerichtet. Den Betroffenen gegenüber fühlen wir uns verpflichtet. Die Verantwortung, die daraus erwächst, ist uns bewusst.  Die Ergebnisse der deutschlandweiten Studie zeigen uns, wie wichtig es ist, den eingeschlagenen Weg der Erstellung von Schutzkonzepten, der Prävention und Schulungen konsequent weiterzugehen, um das uns Mögliche zu tun, sexualisierte Gewalt und andere Missbrauchsformen zu verhindern und die Evangelische Kirche als sicheren Ort zu gestalten. 

 

Kirchheim unter Teck, 29. Januar 2024

Dekan Christian Tsalos
Gottfried Zimmermann, Vorsitzender der Bezirkssynode