Gottesdienst Hörpredigten Konnex-Beitrag Ostern

Oster-Hausgottesdienst

Vielleicht wären Sie heute gerne in die Kirche gegangen und hätten einen Gottesdienst mit vielen anderen Menschen gefeiert? Aber in der aktuellen Situation ist es Ihnen nicht möglich? Wir machen Ihnen einen Vorschlag, wie Sie für sich oder mit Ihrer Familie oder anderen Gästen zusammen eine Zeit mit Gott feiern können – Gottesdienst zu Hause.

Vorbereitung

Was Sie brauchen

• Das Osterlicht aus der Kirche oder eine andere Kerze
• Musik und/oder Gesangbuch (Die Nummern hinter den Liedern beziehen sich auf das
Evangelische Gesangbuch.)

Was ist vorab zu überlegen?

Wann feiern Sie?
Wollen Sie früh aufstehen und die Osternacht feiern? Der Moment, wenn die ersten Sonnenstrahlen aufgehen, lässt uns den Weg aus der Dunkelheit ins Licht, aus dem Tod ins Leben besonders gut nachempfinden. Sie können aber natürlich auch später feiern, zum Beispiel zeitgleich mit den anderen Gottesdiensten in unserer Gemeinde um 9 Uhr oder 10.30 Uhr. So fühlen Sie sich vielleicht mit den anderen Gemeindegliedern verbunden.

Wer feiert mit?
Tipp: Wenn Sie allein sind, können Sie auch über das Telefon oder über
Videotelefonie mit anderen zusammen feiern und die Texte abwechselnd lesen. Diese sind auch auf unserer Website zu finden.

Wer liest welche Texte und Gebete?

Welche Lieder wollen Sie singen?

Noch ist es dunkel

Die Kerzen sind noch nicht angezündet.
Wenn Sie sich das Osterlicht aus der Kirche geholt haben, stellen Sie es in den Raum nebenan.

Votum

Eine/r: Noch ist es dunkel. (Oder: Noch sehen wir das Licht nicht.) Wir erinnern uns  an die Nacht des Todes und halten einen Moment der Stille.

Im Vertrauen auf den, der das Leben aus dem Nichts ruft, feiern wir diesen Gottesdienst. 

Alle: Im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied

Im Dunkel unsrer Nacht
entzünde ein Feuer,
das nie mehr verlischt,
niemals mehr verlischt. (2x)

(Kann öfter wiederholt werden)

Gebet

Eine/r: Großer Gott, die Nacht des Todes macht uns Angst.
Der Gedanke, dass alles zu Ende geht, bedrückt uns. 

Du hast die Welt aus dem Nichts ins Sein gerufen.

Wir bitten Dich:
Mache Licht im Dunkel unserer Nacht.

Alle: Amen.

Es wird Licht

Eine/r zündet eine Kerze an
oder holt das Osterlicht in die Mitte.

Eine/r: Gott hat Jesus aus dem Tod ins Leben gerufen. Er hat das Dunkle in unserem Leben besiegt und er hat den letzten Feind des Lebens besiegt.
Der Herr ist auferstanden!
Alle: Er ist wahrhaftig auferstanden!

Eine/r: Der Herr ist auferstanden!
Alle: Er ist wahrhaftig auferstanden!

Eine/r: Der Herr ist auferstanden!
Alle: Er ist wahrhaftig auferstanden!

Die Ostergeschichte

Lesung Markus 16,1-11

Als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome wohlriechende Öle. Sie wollten die Toten-salbung vornehmen. Ganz früh am ersten Wochentag kamen sie zum Grab. Die Sonne ging gerade auf. Unterwegs fragten sie sich: »Wer kann uns den Stein vom Grabeingang wegrollen?«

Doch als sie zum Grab aufblickten, sahen sie, dass der große, schwere Stein schon weggerollt war. Sie gingen in die Grabkammer hinein. Dort sahen sie einen jungen Mann. Er saß auf der rechten Seite und trug ein weißes Gewand. Die Frauen erschraken sehr.

Aber er sagte zu ihnen: »Ihr braucht nicht zu erschrecken! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der gekreuzigt wurde. Gott hat ihn von den Toten auferweckt, er ist nicht hier. Seht: Hier ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten. Macht euch auf! Sagt seinen Jüngern, besonders Petrus: Jesus geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.« Da flohen die Frauen aus dem Grab und liefen davon. Sie zitterten vor Angst und sagten niemandem etwas, so sehr fürchteten sie sich.

Früh am ersten Wochentag war Jesus vom Tod auferstanden. Zuerst zeigte er sich Maria aus Magdala, die er von sieben Dämonen befreit hatte. Sie machte sich auf den Weg und erzählte es denen, die bei ihm gewesen waren  und die jetzt trauerten und weinten. Die konnten nicht glauben, was sie von Maria hörten: »Jesus lebt! Ich habe ihn gesehen.«

In die Geschichte eintauchen

Wie würden Sie die folgenden Sätze ergänzen?
Denken Sie für sich ein wenig darüber nach und tauschen Sie sich aus, wenn Sie mögen.

Die Worte sind mir besonders aufgefallen: …
Das verstehe ich nicht: …
Das berührt mich: …

Er ist nicht da

Verschwunden

Ich rufe jemanden an. Es klingelt. Nach viel zu vielen „Tuuuts“ meldet sich eine weibliche Stimme: „Dies ist die Sprachbox von 0 – 1 – 7 – 8 – […]“. Niemand geht dran, grad ist keiner da. Meistens klappt es mit dem Kontakt dann noch irgendwann später. Etwas anders liegt die Sache beim sogenannten „Ghosting“. Diesen Begriff gibt’s wirklich. Er besagt, dass Menschen einfach gehen. Sie brechen sämtliche Kontakt ab ohne jegliche Ankündigung. Sie ziehen weg. Sie reagieren nicht mehr auf Anrufe oder Mails. Diese Menschen sind einfach nicht mehr da. Für die, die zurückbleiben, bleibt etwas Unerklärliches und Schreckliches. Ihre Welt hat sich dramatisch verändert. Die Frage, warum das jemand macht, bleibt offen und unbeantwortet. Ghosting trifft es daher ganz gut: unerklärlich, beängstigend, keine Antworten. Keiner mehr da.

Abschiednehmen tut gut

Eine ähnliche und doch wieder ganz andere Erfahrung machten drei Frauen. Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und Salome waren nach der Kreuzigung Jesu erschüttert und in Trauer. Über den Ruhetag warteten sie ab, dann wollten sie früh am ersten Tag der Woche zum Grab gehen. Das taten sie auch. In aller Frühe gingen sie los. Vielleicht hatten sie geschlafen, vielleicht auch nicht. Sie hatten sich mit Ölen und Salben versorgt, um dem Leichnam Jesu eine letzte Ehre zu erweisen. Aktive Trauerarbeit. Ein eigener Abschied nach all den schockierenden Szenen. Interessanterweise sprechen sie in dieser Herrgottsfrühe nicht über ihre Gefühle. Sie stellen sich eine technische Frage: „Wie kommen wir eigentlich an den Leichnam. Da ist doch ein Stein davor?!“ Und dann sehen sie – mit dem Sonnenaufgang – den Stein. Aber er ist nicht da, wo sie ihn erwartet hatten. Das Grab ist bereits geöffnet, der Stein zur Seite gewälzt. Über den nächsten Moment breitet die Bibel Stille. Wir lesen nichts davon, was die Frauen gesagt oder wie sie reagiert haben, ob sie hektisch wurden und rannten (wie die Jünger, von denen im Johannes-Evangelium erzählt wird). Wir gehen direkt mit ihnen hinein; die Neugier überwiegt alle Vorsicht, alle Fragen, alle Gefühle. Und als sie eintreten – sehen sie einen jungen Mann in Weiß. 

Schock in der Trauer

Da erschrecken sie. Wo ist der Leichnam? Was macht der junge Mann in Weiß da? Was ist passiert? Was will der von uns? Hört diese Geschichte denn nie auf!?! Das kommt unerwartet. Aber er, der junge Mann, hat gewartet – auf diese drei Frauen. Und als die Frauen bereit waren zu hören, sagt er: „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Und er zeigt ihnen, wo Jesus zu Grabe gelegt worden war. Die Stelle ist leer. Er ist nicht da. Dann fährt er fort: „Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“ Und dann ist es für die drei Frauen zu viel. Jetzt rennen sie. Sie fürchten sich. Voller Schrecken treibt sie ihr Herz weg vom Grab.

Faszinierend und erschütternd

Vor über 100 Jahren hat sich ein Theologe und Religionswissenschaftler, Rudolph Otto, mit diesem Phänomen beschäftigt. Es ging ihm darum, „das Heilige“ zu beschreiben und zu fassen, so weit das eben möglich ist. Er veröffentlichte 1917 das Buch „Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen“. Er beschrieb ein religiöses Erlebnis von zwei Seiten her: Es ist auf der einen Seite erschütternd und schockierend, auf der anderen Seite anziehend, faszinierend, verzückend. Er nannte die beiden Pole mysterium tremendum und mysterium fascinosum. Dadurch, dass er beides mysterium – also Geheimnis – nennt, bleibt auch das Unbegreifliche und für uns nicht rational Fassbare bestehen. Im Glaubensleben, so lässt sich mit dieser Beschreibung sagen, bewegen wir uns zwischen diesen beiden Seiten hin und her. Darin zeigt sich ein spannendes und lebendiges Glaubensleben.

Unbegreiflich

In der Erfahrung der drei Frauen bemerken wir, wie sie zuerst erschüttert und von Furcht ergriffen werden. All ihre Erwartungen sind nicht eingetroffen. Es kam ganz anders. „Er ist nicht hier.“ Die drei mögen um diese Fragen gekreist sein: Wie sollen wir das begreifen? Was bedeutet das für uns und unser Leben? Was sagt das über unsere Vorstellungen von Leben und Tod? Und wie sollen wir das bitte schön jemandem weitersagen? 

Faszinierend und verzückend

Erst als sie Jesus begegneten und Zeit hatten all das zu verarbeiten, werden sie von Faszination und Verzückung ergriffen worden sein. Die anderen Evangelien und auch die Briefe des Neuen Testaments geben davon Zeugnis: In einer anderen Erzählung will Maria dem Auferstandenen vor Freude um den Hals fallen. Thomas, der erst an den Auferstehungsberichten zweifelt, wird eingeladen zu sehen und zu berühren – dann fällt er auf die Knie. Paulus schreit nach seinem alles-auf-den-Kopf-stellenden Ereignis in Damas mit dem Federkiel hinaus: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1. Korinther 15,55) 

Er ist nicht hier – Er ist bei Dir

In meinen Worten fasse ich Kreuz und Auferstehung so: Auf der einen Seite geht von Karfreitag und Ostern ein Beben aus, das mich immer wieder erschüttert und mein Weltbild über den Haufen wirft. Wie ist das mit der menschlichen Abgründigkeit und der göttlichen Hingabe? Auf der anderen Seite begegnet mir der Auferstandene mit einer unfassbaren, irrationalen Güte, mit einer unergründlichen Treue und ist mir immer zugewandt. Da ist einfach große Freude!

Und das wurzelt in dieser Auskunft von Ostern „Er ist nicht hier“. Weil er nicht verstorben und „weg“ ist, sondern lebendig und „bei uns alle Tage bis an der Welt Ende“. Daher kommt die Freude. Mit dieser Freude seid gesegnet!

Pfarrer Christoph Schubert

Lied oder Musik

„Wir wollen alle fröhlich sein“ (Nr. 100)

„Er ist erstanden, Halleluja“ (Nr. 116)

Fürbittengebet

Eine/r: Herr, wir bitten Dich für uns, wenn wir Dich
an einem Ort vermuten, an dem Du gar nicht mehr bist.

Alle: Öffne uns die Augen und zeige Dich uns.

Eine/r: Wir bitten Dich für alle, die nicht glauben können, was wir heute von Dir hören,
weil ihr Schmerz, ihre Zweifel oder ihre
Hoffnungslosigkeit zu groß erscheinen.

Alle: Bringe Licht in ihr Dunkel.

Eine/r: In der Stille nennen wir Dir Menschen,
an die wir heute besonders denken.

(Ein Moment der Stille)

Vaterunser

Eine/r: Wir verbinden uns mit Christen auf der ganzen Welt durch das Gebet, das Jesus selbst uns gelehrt hat.

Alle:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Eine/r: Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn
und Heiliger Geist.

Alle: Amen.