Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Die Bibel. Lukasevangelium 9,62
Jesu ist auf dem Weg nach Jerusalem, wo er mit seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern und vielen andere das Passafest feiern wird. Er selbst weiß aber: Es ist der Weg zur Passion. Der Lukas berichtet in seinem Evangelium von Gesprächen, die Jesus mit seinen Begleitern auf dem Weg geführt hat:
Dann war es so weit: Die Tage kamen näher, an denen Jesus die Welt verlassen und in den Himmel aufgenommen werden sollte. Da nahm Jesus sein Ziel fest in den Blick und machte sich auf den Weg nach Jerusalem. (…)
Die Bibel. Lukasevangelium, Kapitel 9 (Übersetzung: BasisBibel)
Unterwegs sagte jemand zu Jesus: „Ich will dir folgen, wohin du auch gehst!“ Jesus antwortete ihm: „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel haben ihr Nest. Aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich ausruhen kann.“
Einen anderen forderte Jesus auf: „Folge mir!“ Aber der sagte: „Herr, erlaube mir, zuerst noch einmal nach Hause zu gehen und meinen Vater zu begraben.“ Aber Jesus antwortete ihm: „Überlass es den Toten, ihre Tote zu begraben. Du aber geh los und verkünde das Reich Gottes.“
Wieder ein anderer sagte zu Jesus: „Ich will dir folgen, Herr! Doch erlaube mir, zuerst von meiner Familie Abschied zu nehmen.“ Aber Jesus sagte zu ihm: „Wer die Hand an den Pflug legt und dabei zurückschaut: der eignet sich nicht für das Reich Gottes.“
Hier geht es dreimal darum Jesus zu folgen, also um Nachfolge. Was bedeutet Nachfolge auch für uns?
Beim ersten Menschen macht Jesus gleich deutlich, dass ihm nachfolgen nicht bedeutet in einem warmen Bau oder einem kuscheligen Nest zu sein. Also kein warmes Wohnzimmer mit einem gemütlichen Sofa. Liebgewordene Traditionen sollen hinterfragt werden, auf den Prüfstand kommen. Nachfolge ist unbequem und ungemütlich; es kann einem auch ein kalter Wind des Widerstands entgegenwehen.
Den zweiten Menschen fordert Jesus direkt auf, ihm zu folgen. Aber er ist gerade in einer traurigen Lebensphase – sein Vater ist gestorben – und er möchte erst noch für eine würdige Beerdigung sorgen und bittet Jesus um Aufschub. Doch da trifft er nicht – wie wir erwarten würden – auf Verständnis, sondern auf die schroffe Antwort, die Toten den Toten zu überlassen. Das ist ja eine Zumutung! Mir fallen da gleich die vielen Corona-Toten ein, die ohne Familie einsam sterben mussten. Und die trauernden Familien, die sich nicht von ihren Angehörigen verabschieden konnten, und nun damit leben müssen. Ist dies der Wille Gottes? Muss das so sein? Ich glaube nicht. Soll es nicht eher bedeuten, unser Auftrag ist bei den Lebenden, ihnen können wir von Jesus erzählen. Mit ihnen und für sie sollen wir uns auf den Weg machen.
Nun sind wir beim 3. Beispiel angelangt, aus dem unser Wochenspruch stammt. Wir sollen als nicht zurückschauen, das versteht sich: wenn ich etwas tue, sollen meine Augen auch bei der Sache sein, sonst misslingt es (man denke nur ans Schneiden mir einem scharfen Messer). Aber zurückschauen heißt doch auch sich erinnern an früher, seine Wurzeln suchen und finden. Oder über unsere Geschichte nachzuforschen und nachzudenken. Wie sind wir das geworden was wir sind – egal, ob als Einzelner, als Gruppe (Kirchengemeinde) oder als Gesellschaft. Ist das alles falsch? Nein, das ist sicher wichtig. Beim Zurückschauen geht es nicht so sehr um die Blickrichtung, als um das Wie. Nicht alles, was früher gut und richtig war, ist es auch heute noch. Die „früher war alles besser“ – Verklärung sollten wir sein lassen und uns auf Neues einlassen und Ideen entwickeln. Es ist nicht gut Altes nur zu kopieren. Die Menschen verändern sich, also sollten wir in Bewegung bleiben. Dazu noch ein Zitat von Paul Dieterich:
Es gibt eine Ausrichtung an einem Gemeindemodell, wie es etwa in der Apostelgeschichte beschrieben wird, das uns daran hindert, im 21. Jahrhundert auftragsgemäß so christliche Gemeinde zu sein, dass wir „Salz der Erde“ sin können. Gottes Geist führt uns voran und konserviert uns nicht als ein Modell. Wenn wir uns auf ein vergangenes Modell fixieren, dann werden wir eine museale Existenz führen wie etwa die Hutterer in Nordamerika. Wir werden in unserer exotischen Art vielleicht manchem Menschen imponieren, werden aber nicht wirklich einwirken können auf die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts.
Gott will Neues schaffen. Und er braucht Leute, die in einer gewissen Neugier darauf in die Zukunft gehen.
Darum sollten wir uns auf die Zumutungen Jesu einlassen und mit Mut und Weisheit vorwärtsgehen.
Kirchengemeinderätin Regine Weiss
Lied: Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut
Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut,
für die Ängste, für die Sorgen,
für das Leben heut und morgen.
Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut.Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut,
für die Wahrheit einzustehen
und die Not um uns zu sehen.
Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut.Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut
für die Zeit, in der wir leben,
für die Liebe, die wir geben.
Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut.Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut
Text und Melodie: Irmgard Spiecker 1970 (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 635)
für die vielen kleinen Schritte.
Gott, bleib du in unsrer Mitte.
Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut.